Tauch r(h)ein

Christian Frenssen (44) ist seit 20 Jahren Frühschwimmer. So heißen Schwimmbe- geisterte, die sich morgens ab 5.30 Uhr vor den Bädern einfinden. Man kennt sich, man mag sich. Man ist Teil einer Community. Redaktion: „Herr Frenssen, wie wird man Frühschwimmer?“ F.: „Das ist natürlich bei jedem anders. Ich war eigentlich Jogger. Über eine Knieverletzung bin ich dann zum Aquajogging im Düsselstrand gekommen. Dort hat mich Bademeister Heinz unter seine Fittiche genommen und gemeint, schwimmen wäre etwas für mich. Ich habe einen Schwimmkurs für Erwachsene gemacht, um rich- tig kraulen zu lernen.“ Redaktion: „Und heute?“ F.: „Heute gehe ich jeden Morgen entweder nach Flingern ins Allwetterbad oder ins Strandbad Lörick. Drei Kilometer sind mein Pensum.“ Redaktion: „Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?“ F.: „Gar nicht so viel. Schwimmen hat etwas Meditatives. Ich bin entspannt, fühle mich ab- geschottet von der Welt. Ich sehe nichts, ich höre nichts. Es ist eine positive Konzentration. Ich konzentriere mich auf den Armzug und auf das Zählen der Bahnen.“ Redaktion: „Und danach, wenn Sie um 7.00 Uhr mit Ihrem Sportprogramm durch sind?“ F.: „Dann geht es unter die Dusche und mit dem Fahrrad weiter zur Arbeit. Ich arbeite für eine Fahrradfirma in Erkrath und bin dort fürs Marketing verantwortlich.“ Redaktion: „Wie lief das während der Corona-Maßnahmen ab?“ F.: „Während der Coronazeit mussten die Bäder ihre Auslastung drastisch reduzieren. Wenn ich ehrlich sein soll, ist das Schwimmen seitdem organisierter geworden. In den Bädern wurden auf einmal Bahnen gezogen, was uns Frühschwimmern sehr entgegenkommt. Online Tickets zu buchen, ist echt komfortabel. Ich muss nicht in der Schlange stehen und mein Platz ist mir sicher.“ Redaktion: „Ist Frühschwimmen ein teures Hobby?“ F.: „Nein, finde ich nicht. Wenn man eine Bäder- Card hat oder 10er-Tickets kauft oder noch besser beides miteinander kombiniert, kommt man recht preiswert weg für eine Sportart, die ich an fünf bis sechs Tagen die Woche betreiben kann.“ Redaktion: „Was mögen Sie besonders am Frühschwimmen?“ F.: „Den Start in die Freibad-Saison und das Flut- licht, das im Spätsommer morgens das Becken ausleuchtet.“ Redaktion: „Auf Ihrer Badekappe steht ‚EAT, SLEEP, SWIM, REPEAT‘. Ist die Kappe nur für Frühschwimmer gedacht?“ F.: „Ich habe das Logo für alle Frühschwimmer in Deutschland entwickelt. Es fing ganz klein an mit einem Sticker, dann kamen T-Shirts mit Sprüchen, Kappen, Handtücher usw. dazu. Das kann man alles bei earlybirdswimmers.com finden. Das ist aber Liebhaberei für mich, kein Business.“ Interview 17

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